Serie Pflanzen in der Bibel
Das Getreide und seine Produkte
Allgemeine Einführung
Getreide ist eine meist einjährige Pflanze aus der Familie der Süßgräser. Die Früchte sind ein Grundnahrungsmittel für Mensch und Tier. Die Körner sind bestehen aus Stärke, Eiweiß (Gluten) und Fett. Die Früchte werden nach der Reife durch Dreschen von den Pflanzen abgetrennt. Am Korn verbleibt meist noch die Schale, diese wird durch Mahlen, Schleifen oder andere Verfahren entfernt und als Kleie getrennt verwertet. Bei Vollkornmehl ist dies nicht der Fall. Eine längere Lagerung kann erreicht werden, wenn der Keimling entfernt oder hitzebehandelt wird. Der Keimling wird zur Gewinnung von Getreidekeimöl genutzt. Aus den gemahlenen Früchten wird Brot gebacken oder Brei gekocht. Aus Getreidesorten mit geringem Glutenanteil lässt sich Brot jedoch nur als Fladenbrot herstellen.
Die Nutzung von wild wachsenden Gräsern begleitet den Menschen mindestens schon 30 000 Jahre. Nachdem die Menschen in der jüngeren Steinzeit sesshaft geworden war auch ein gezielter Anbau dieser Gräser möglich. Die Menschen lernten, die Samenkörner der angebauten Gräser mit Steinen zu zerreiben, mit Wasser zu einem Brei anzurühren und diesen auf den heißen Steinplatten einer Feuerstelle zu trocknen oder zu rösten. Auf diese Weise entsteht das ungesäuerte Fladenbrot, dass auch heute noch in Entwicklungsländern auf diese Weise gebacken wird. Die ältesten Funde eines solchen Getreideerzeugnisses wurden im Nordosten Jordaniens gefunden und sind etwa 14 000 Jahren alt.
Lange Zeit diente das Getreidekorn (Korngiro) auch als Zahlungsmittel. Bereits 322 bis 30 v. Chr. in Ägypten gabe es ein ausgedehntes Verrechnungssystem das darauf beruhte, dass Bauern ihr Korn an staatliche Lagerhäuser zur Aufbewahrung liefern und dafür erhielten eine Gutschrift. Per Überweisungsauftrag an das staatliche Lagerhaus konnte er Steuern an den Staat und sonstige Verpflichtungen wie Pachtzinsen bezahlen. Auch dienten Getreidekörner als Normgewicht. Ursprünglich war das Karat das Gewicht eines getrockneten Samenkorns des Johannisbrotbaumes. Im Mittelalter entsprach ein Karat dem Gewicht von drei Gersten- oder vier Weizenkörnern. Heute dient es als Gewichtseinheit für Edelmetalle und Diamanten.
Getreidesorten und ihre Bedeutungen
Der gezielte Anbau von Getreide war essentiell wenn Menschen dauerhaft sesshaft wurden. In dem Gebiet des sogenannten "Fruchtbaren Halbmond", einer Gegend, die noch ohne künstliche Bewässerung landwirtschaftlich nutzbaren Steppengebiete in Jordanien, Israel, Libanon, Syrien, der Türkei, dem Irak und Iran, die halbkreisförmig die Wüsten- und Halbwüstengebiete der Arabischen Halbinsel umspannen, fand man Gersten- und Weizenkörner, die noch aus dem 8.Jahrhundert v.Chr. stammen. Gerste und Weizen sind die wichtigsten Pflanzen des Heiligen Landes, die deswegen in der Bibel auch zuerst aufgezählt werden.
7 denn der HERR, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Wasser, das in Berg und Tal hervorströmt, 8 ein Land mit Weizen, Gerste, Reben, mit Feigen- und Granatapfelbäumen, ein Land mit Ölbäumen und Honig, 9 ein Land, in dem du dich nicht kümmerlich nähren musst, in dem es dir an nichts mangeln wird, ein Land, dessen Steine Eisen sind und in dessen Bergen du nach Erz graben kannst. 10 Und du sollst dich satt essen, und du sollst den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
Deuteronomium 8, 7-10
Die am weitesten verbreiteste Getreideart in Patestina war der Weizen. Dinkel (Triticum durum) ist eine der ursprünglichen Vorformen des heutigen Saatweizens (Triticum aestivum). Vermutlich sahen die Weizenähren in biblischer Zeit eher wie Dinkel aus. Weizen war auch das wertvollste aller Getreidearten, und so als ZahlungsmittelIn der Offenbarung (6,6) wird der Weizen als drei mal so wertvoll wie Gerste bezeichnet. Salomo bezahlte das für seine Prachtbauten importierte Zedernholz mit Weizen. Weizen und Gerste sind ein beliebtes Zahlungsmittel, begehrte Kriegsbeute oder werden als Reparationen von besiegten Völkern gefordert. Weizen ist die Speise und Zahlungsmittel der Reichen, während für die Armen Gerste reserviert ist, die häufiger vorkam und als gewöhnlicher angesehen wurde.
22 Dann sandte Chiram zu Salomo und sagte: Ich habe gehört, was du mir übermittelt hast; ich werde deinen Wunsch nach Zedernholz und nach Zypressenholz ganz erfüllen. 23 Meine Diener werden es herunterbringen vom Libanon zum Meer, und auf dem Meer werde ich Flösse daraus machen bis an den Ort, den du mir nennen wirst. Und dort werde ich sie wieder auseinander nehmen, und du kannst das Holz holen. Du aber sollst auch meinen Wunsch erfüllen und meinem Hause Speise liefern. 24 Und so lieferte Chiram Salomo Zedernholz und Zypressenholz, ganz nach dessen Wunsch. 25 Und Salomo lieferte Chiram zwanzigtausend Kor Weizen als Speise für sein Haus, dazu zwanzig Kor gestossenes Öl. So belieferte Salomo Chiram Jahr für Jahr. 26 Der HERR aber gab Salomo Weisheit, wie er es ihm zugesagt hatte. Und es herrschte Friede zwischen Chiram und Salomo, und die beiden schlossen einen Bund
1. Könige 5, 22-26
5 Und er kämpfte gegen den König der Ammoniter; und er war stärker als diese. Und die Ammoniter gaben ihm in jenem Jahr hundert Kikkar Silber und zehntausend Kor Weizen und zehntausend an Gerste. Dies lieferten ihm die Ammoniter auch im zweiten und dritten Jahr ab. 6 So erstarkte Jotam, denn er hatte seine Wege gefestigt vor dem HERRN, seinem Gott.
2. Chronik 27, 5-6
Die Erntezeit des Weizens war im Mai und Juni, und die Ernte von Weizen und Gerste stellen den Höhepunkt der Feldarbeiten dar. Nach schwerer Arbeit war es nun an der Zeit sich zu freuen und zu feiern.
2 Du hast die Nation zahlreich werden lassen, hast die Freude für sie gross gemacht. Sie haben sich vor dir gefreut, wie man sich freut in der Erntezeit, wie man jubelt, wenn man Beute verteilt.
Jesaja 9,2
Neben den praktischen Aspekten hat der Weizen auch eine hohe symbolische Bedeutung. In hymnischen Texten in denen die Güte Gottes gefeiert wird, ist nur der beste Weizen gut genug für die, die in Gottes Gunst stehen. (Siehe auch Psalter 147,14). Aber nicht nur Gottes Güte wird dem Wert des Weizens zugesprochen, sondern auch der Körper der Frau wird mit Analogien zu wertvollen Speisen versehen.
16 Die den HERRN hassen, müssten ihm zu Füssen kriechen, das wäre ihr Los auf ewig. 17 Ich aber würde es speisen mit bestem Weizen und aus dem Felsen dich mit Honig sättigen.
Psalter 81, 16-17
3 Dein Schoss ist eine runde Schale, an Mischwein soll es nicht fehlen! Dein Bauch ist ein Weizenhaufen, von Lotosblumen umsäumt.
Hoheslied 7,3
Auch Jesus bedient sich in seinem Gleichnis "Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen" dem Bild das der Weizen für das Gute steht, das auf Gottes Werke zurückgeht, während das Unkraut des Teufels Werk ist.
24 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Doch während die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und machte sich davon. 26 Als die Saat aufging und Frucht brachte, da kam auch das Unkraut zum Vorschein. 27 Da kamen die Knechte zum Hausherrn und sagten: Herr, war es nicht guter Same, den du auf deinen Acker gesät hast? Woher kommt nun das Unkraut? 28 Er antwortete ihnen: Das hat ein Feind getan! Da fragen ihn die Knechte: Sollen wir also hingehen und es ausreissen? 29 Er sagt: Nein, damit ihr nicht, wenn ihr das Unkraut ausreisst, auch den Weizen mit herauszieht. 30 Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Reisst zuerst das Unkraut aus und schnürt es zu Bündeln, um es zu verbrennen, den Weizen aber bringt ein in meine Scheune!
Matthäus 13, 24-30
Gerste ist ein frühes robustes Getreide, dass mit weniger Wasser als Weizen und auf eher mageren Bödenes gedeiht als Weizen. Es wird im November gesät und im April geerntet, Weizen jeweils einen Monat später. Typisch für sie sind ihre langen Grannen, weshalb sie auf Hebräisch „die Behaarte“ genannt wird.
31 Der Flachs und die Gerste wurden zerschlagen, denn die Gerste stand gerade in Ähren und der Flachs in Blüte. 32 Der Weizen aber und der Emmer wurden nicht zerschlagen, denn sie reifen später.
Exodus 9, 31-32
Da Gerste robuster ist und auf vielfältigen Böden wächst, war sie billiger und war das Nahrungsmittel der ärmeren Bevölkerung oder auch Viehfutter. Arme Leute aßen auch Brote aus Gerste. Exemplarisch hierfür in der Bibel steht der kleine Junge, der seine fünf Gerstenbrote und zwei Fische für die Speisung der großen Volksmenge in Johannes 6,9 gab.
Die Symbolkraft von Gerste unterscheidet sich von der des noblen Weizens. Sie ist nicht so wertvoll und wird in seiner Symolik mit negativen Eigenschaften aufgeladen. So ist das Gerstenmehl teil eines alten mystischen Rituals, indem es als Mehl für den gestörten Geist steht, den der "Geist der Eifersucht" in dem Ehemann auslöst. Gerste ist somit Teil des "Eifersuchtsopfers" im Alten Testament.
15 Dann soll der Mann seine Frau zum Priester bringen und als Opfergabe für sie ein Zehntel Efa Gerstenmehl mitbringen. Er darf kein Öl darauf giessen und keinen Weihrauch darauf legen, denn es ist ein Eifersuchtsopfer, ein Erinnerungsopfer, das Schuld aufdeckt. 16 Und der Priester soll sie herankommen und vor den HERRN treten lassen. 17 Dann soll der Priester heiliges Wasser in einem Tongefäss nehmen, und der Priester soll etwas Staub vom Boden der Wohnung nehmen und in das Wasser streuen. 18 Und der Priester soll die Frau vor den HERRN treten lassen und das Haupthaar der Frau lösen und auf ihre Hände das Erinnerungsopfer legen, es ist ein Eifersuchtsopfer.
4. Mose 5,15-18
Ebenfalls eine wenig noble Symbolik kommt der Gerste und dessen Produkte zu, wenn es als Zeichen der Demut vor Gott. Es zeigte Gideon aber durch wessen Hand der Sieg kommen würde.
13 Und als Gideon hinkam, sieh, da erzählte ein Mann einem anderen einen Traum und sprach: Sieh, ich hatte einen Traum: Sieh, ein Gerstenbrotkuchen rollte ins Lager Midians und kam bis ans Zelt und traf es, und es stürzte ein, und er warf es über den Haufen, und das Zelt stürzte ein. 14 Da antwortete der andere und sprach: Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons, des Sohns von Joasch, des Mannes Israels. Gott hat Midian und das ganze Lager in seine Hand gegeben. 15 Als Gideon die Erzählung vom Traum und seine Deutung gehört hatte, warf er sich nieder. Dann kehrte er zurück ins Lager Israels und sprach: Macht euch auf, denn der HERR hat das Lager Midians in eure Hand gegeben.
Richter 7,13-15
Obwohl der Anbau von Hirse in Palestina nur eine untergeornete Rolle spielt, finden sich in der Bibel einige Hinweise auf den Gebrauch dieses Getreides.
9 Und du, nimm dir Weizen und Gerste und Bohnen und Linsen und Hirse und Emmer, und schütte dies in ein Gefäss und mache dir Brot daraus. Der Anbau von Hirsearten ist seit etwa 2000 v.Chr. bekannt. Ebenso wie Weizen und Gerste, wurde auch Hirse wurden für die Herstellung von Brot genutzt.
Hesekiel 4, 9
Geröstete Körner, unter anderem auch Hirse, waren eine Vorstufe als Nahrungsmittel, bevor der Mensch lernte Körner zu Mehl zu verarbeiten und Brot daraus zu backen, aber auch danach waren geröstete Körner sehr beliebt. Die Körner können auch zu einer Grütze verkocht werden, oder in seiner Form als Mehl, zu Brot und Kuchen verbacken werden.
14 Und als es Zeit war zu essen, sagte Boas zu ihr: Komm her und iss von dem Brot und tunke deinen Bissen in den Essig. Und sie setzte sich neben die Schnitter, und er reichte ihr geröstetes Korn, und sie ass und wurde satt und behielt noch etwas übrig.
Rut 2, 14
27 Und als David nach Machanajim gekommen war, hatten Schobi, der Sohn des Nachasch, aus dem Rabba der Ammoniter, und Machir, der Sohn des Ammiel, aus Lo-Debar, und Barsillai, der Gileaditer aus Rogelim, 28 Betten, Schalen, Tongeschirr, Weizen, Gerste, Mehl, geröstetes Korn, Bohnen, Linsen, Geröstetes, 29 Honig, Butter, Schafe und Käse aus Kuhmilch zum Essen herbeigeschafft für David und für das Volk, das bei ihm war, denn sie sagten: Das Volk ist hungrig und müde und durstig in der Wüste.
2. Samuel 17, 27-29
Erntezeit und Feste
In biblischer Zeit sind Hunger, Mangel und Tod jeden Menschen gegenwärtig. Die Bibel ist Zeugnis dieses alltäglichen Kampfes. So ist es kein Wunder dass der Getreideanbau so einen zentralen Platz in den Beschreibungen und Bildern der Bibel findet. Von der Aussaat des Getreides bis zu seiner Ernte, symbolisch für uns und wirklich für die Menschen damals, ist es ein ewiger Kreislauf von Werden und Vergehen, von Leben und Tod. Da dieses Leben so arbiträr erschien war der Blick und die Dankbarkeit stets nach oben gerichtet. Deshalb wurde die erste Garbe der Ernte dem Priester dargebracht und somit Gott als Dank dargebracht.
10 Sprich zu den Israeliten und sage ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und seine Ernte einbringt, sollt ihr die Erstlingsgarbe eurer Ernte dem Priester bringen. 11 Und er soll die Garbe vor dem HERRN hin und her schwingen, damit ihr Wohlgefallen findet. Am Tag nach dem Sabbat soll der Priester sie schwingen. 12 Und an dem Tag, an dem ihr die Garbe hin und her schwingen lasst, sollt ihr dem HERRN ein makelloses einjähriges Lamm als Brandopfer darbringen 13 und das dazugehörige Speiseopfer, zwei Zehntel Feinmehl, mit Öl angerührt, als Feueropfer für den HERRN, als beschwichtigenden Geruch, dazu als Trankopfer ein Viertel Hin Wein. 14 Und Brot, geröstetes Korn und frisches Korn dürft ihr nicht essen bis zu diesem Tag, bis ihr die Opfergabe für euren Gott dargebracht habt. Das ist eine ewige Ordnung für euch von Generation zu Generation, wo immer ihr wohnt.
Liviticus 23,10-14
Das alltägliche Leben und die Lebensweise der Menschen formt ihre Sprache. Um die Erzählsprache der Bibel zu verstehen, ist es hilfreich einige Tätigkeiten des Alltags zu verstehen, um so auch die Symbolik, die sich hinter den Worten versteckt, entschlüsseln zu können. Die bäuerliche Lebensweise ist hierbei der Schlüssel. Hierbei hilft es zu wissen, welche Schritte nötig waren, um die Ernte einzubringen, und sie zu verarbeiten.
Du, König, hattest (...) Ein sehr grosses Standbild! (...) Das hast du geschaut; da löste sich ein Stein, nicht durch Menschenhand, und traf das Standbild, seine Füsse aus Eisen und aus Ton, und zermalmte sie. (...) und sie waren wie die Spreu auf den Tennen im Sommer, und der Wind trug sie fort, und es fand sich keine Spur mehr von ihnen.
Daniel 2,31-35
Sehr anschaulich wird die Erntezeit im Buch Rut beschrieben. Im Prinzip mussten alle arbeitsfähigen Mitglieder des Hauses mit anpacken. Man schnitt die Ähren ziemlich hoch ab und lies das Stroh dann von Tieren abfressen. Nach der Ernte wurde das Getreide gebunden und mit Lasttieren zur Weiterverarbeitung gebracht. Transport und Bearbeitung des Getreides in den heißen Sommermonaten in Palestina waren harte Arbeit, und so ist es nicht verwunderlich das die damalige Lebenserwartung nur sehr gering war. Zielort des Getreides zur Bearbeitung war die Tenne. Als Tenne bezeichnet man den befestigten Fußboden aus gestampftem Lehm auf dem das Getreide von Mai bis Juli gedroschen wurde, und lag meist an einen Platz östlich gelegen vor dem Ort. Auf ihr wurde das Getreide ausgebreitet und Rinder oder Esel liefen darüber und traten die Körner aus. Zum Wenden wurden Dreschschlitten verwendet, die von den Tieren gezogen wurden; später kamen auch Dreschplatten zum Einsatz. Worfeln nennt man den Arbeitsgang der nach dem Dreschen ausgeführt wurde. Dabei wird mit einer hölzernen Wurfgabel das Material hochgeworfen und der Wind (Jeremia 4,11) trennt die verschieden schweren Bestandteile. Ziel war es drei Haufen zu bilden: einen mit Körnern, einen mit Strohstoppeln und der letzte mit Häcksel. Um dies auch gut hinzubekommen, musste der Wind sehr gleichmäßig wehen, deswegen musste manchmal auch bei Nacht gearbeitet werden (Rut 3,2). Man konnte sich nicht leisten etwas verkommen zu lassen, also wurden alle Bestandteile verwendet. So wurden z.B. die Strohstoppeln verfeuert und die Häcksel als Tierfutter verwand.
In der Bibel gibt es etliche Stellen, die das Dreschen und Worfeln bildlich gebrauchen. Dies ermöglichte es den Erzählern der biblischen Text, den Menschen religiöse Bedeutungen in einer Sprache verständlich zu machen die sie kannten. Wollte man vermitteln, dass es um einen besonders brutale Vernichtung, z.B. von Menschen, Völker und Städten handelte, wurde das Bild gebraucht "gedroschen" zu werden.
7 Denn er hatte Jehoachas nicht mehr Leute übrig gelassen als fünfzig Reiter, zehn Wagen und zehntausend Mann Fussvolk. Der König von Aram hatte sie vernichtet, und er hatte sie gemacht wie Staub beim Dreschen.
2. Könige 13, 7
Auch Gott kann in diesem Kontext auftreten. Als jemand der in Jesaja 27,12 Ähren ausklopft, und die Israeliten wie Körner aufliest und sie im Heiligen Land versammelt. Aber der Herr sammelt nicht nur seine Gläubigen mit Erntemetaphorik, er vernichtet sie auch. Das bekannteste Bild das in der Bibel im Kontext der Erntebearbeitung benutzt wird, kommt in der Predigt Johannes’ des Täufers, von dem auch der Spruch "Die Spreu vom Weizen trennen" stammt.
12 Sie aber kennen nicht die Pläne des HERRN und verstehen nicht seinen Beschluss, sie zu sammeln wie Ähren auf einer Tenne.
Michia 4, 12
7 Und mit der Worfschaufel habe ich sie geworfelt, in den Toren des Landes; kinderlos habe ich mein Volk gemacht, habe es zugrunde gehen lassen. Sie sind nicht zurückgekehrt von ihren Wegen.
Jeremia 15, 7
12 In seiner Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Tenne säubern. Seinen Weizen wird er in die Scheune einbringen, die Spreu aber wird er in unauslöschlichem Feuer verbrennen.
Mathhäus 3, 12
Auch wenn die ganze Familie bei der Ernte mit anpackte, so konnte oftmals das Arbeitspensum nicht geschaffen werden, und so wurden Tagelöhner, bzw. Lohnarbeiter eingestellt. Auch diese Form der Arbeit kommt in der Bibel manchmal als religiöse Metaphorik zum zum Einsatz.
11 Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setzt sein Leben ein für die Schafe. 12 Der Lohnarbeiter, der nicht Hirt ist, dem die Schafe nicht gehören, der sieht den Wolf kommen und lässt die Schafe im Stich und flieht, und der Wolf reisst und versprengt sie. 13 Er ist eben ein Lohnarbeiter, und ihm liegt nichts an den Schafen. 14 Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, 15 wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich setze mein Leben ein für die Schafe.
Johannes 10, 11-15
1 Danach bestimmte der Herr weitere zweiundsiebzig und sandte sie zu zweien vor sich her in jede Stadt und jede Ortschaft, in die er gehen wollte. 2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist gross, Arbeiter aber sind nur wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
Lukas 10, 1-2
Aber auch die Armen, die selbst nicht Ernte einfahren konnten, oder als Tagelöhner arbeiten, sollten laut den Handlungsanweisungen "Gebote der Menschlichkeit für das Volk Israel" nicht vergessen werden.
19 Wenn du auf deinem Feld deine Ernte schneidest und eine Garbe auf dem Feld vergisst, sollst du nicht umkehren, um sie zu holen. Dem Fremden, der Waise und der Witwe soll sie gehören, damit der HERR, dein Gott, dich segnet bei aller Arbeit deiner Hände. 20 Wenn du deinen Ölbaum abklopfst, sollst du danach nicht die Zweige absuchen; dem Fremden, der Waise und der Witwe soll es gehören. 21 Wenn du in deinem Weinberg Lese hältst, sollst du keine Nachlese halten. Dem Fremden, der Waise und der Witwe soll es gehören. 22 Und du sollst daran denken, dass du Sklave gewesen bist in Ägypten; darum gebiete ich dir, dass du so handelst.
Deuteronomium 24, 19-22
In biblischen Zeiten hatte die Menschen keine Möglichkeiten Einfluss auf die Ernte zu nehmen, sie waren den Einflüssen des Wetters gnadenlos ausgesetzt. So kommen in allen Religionen Götter vor, die den Jahreszyklus, das Wetter oder die Ernte repräsentieren. Im jüdischen Monotheismus wird Gott als göttlicher Bauern und als Schöpfer und Erhalter des natürlichen Lebens verehrt. Aus Dankbarkeit an den Einen Gott gab es einen Opferkult von Erstlingsfrüchten und -tieren. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele jüdische Feste die Gott ehrten mit dem Ende der verschiedenen Ernten zusammenfällt. Der Einfluss der agrarischen Gesellschaft auf die Religion zeigt sich auch in der Darstellungen von Pflanzen z.B. Palmen und Granatäpfeln im Tempel und auf dem Gewand des Hohenpriesters. Ebenso wie Gott als Schöpfer gesehen wird sind auch sie Lebenssymbole, die immer wieder auch auf die Fruchtbarkeit der Pflanzen rekurieren soll. Ein praktisch-religiöser Aspekt hierbei war, dass in einer Zeit der Freude, nach harter Arbeit, dass das Volk immer die Güte Gottes vor Augen haben sollte, um so die Gnade Gottes als etwas gutes und erstrebenswertes zu sehen. So war zum Beispiel die Gerstenernte verbunden mit dem Fest der Erstlingsgarbe, die die Pessachwoche einleitet, das sieben Wochen später liegende Schavuot (Das Fest der Wochen) markierte das Ende der Weizenernte, während das Laubhüttenfest (Sukkot) und die Weinlese den Schluss des landwirtschaftlichen Jahres einleitete.
9 Und der HERR sprach zu Mose: 10 Sprich zu den Israeliten und sage ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und seine Ernte einbringt, sollt ihr die Erstlingsgarbe eurer Ernte dem Priester bringen. 11 Und er soll die Garbe vor dem HERRN hin und her schwingen, damit ihr Wohlgefallen findet. Am Tag nach dem Sabbat soll der Priester sie schwingen. 12 Und an dem Tag, an dem ihr die Garbe hin und her schwingen lasst, sollt ihr dem HERRN ein makelloses einjähriges Lamm als Brandopfer darbringen.
Leviticus 23, 9-12
9 Sieben Wochen sollst du zählen; wenn man zum ersten Mal die Sichel an den Halm legt, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen. 10 Dann sollst du für den HERRN, deinen Gott, das Wochenfest feiern mit einer freiwilligen Gabe von deiner Hand, die du gibst, so wie der HERR, dein Gott, dich segnen wird.
Deuteronomium 16, 9-10
Brot
In vielen Ackerbaukulturen ist Brot das wichtigste Nahrungsmittel. Wie wir im Folgenden sehen werden, war dieses Produkt, gerade wegen seiner lebenswichtigen Bedeutung, prädestiniert dafür symbolisch aufgeladen zu werden. In biblischer Zeit wurde Brot traditionel aus Gersten- oder Weizenmehl gebacken, aber es findet sich in Heiligen Schrift selbst kaum Angaben darüber welches Mehl verwand wurde. Der Begriff "Brot" unterlag in 2000 Jahren einen Bedeutungswandel. Das Wort "Brot" bezeichnet im biblischen Kontext jedoch alle Grundnahrungsmittel die mit Mehl bereitet wurden. In manchen Stellen der Bibel wird Brot als Metapher für Nahrung im Allgemeinen gebraucht. Dass der Begriff von Brot dehnbar war, zeigt der Fakt, dass auch Öl, Milch und Rosinen ein Brot ergeben konnten, was wir heute als Kuchen bezeichnen würden. In Notzeiten konnte Brot auch Substitute wie Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt enthalten, wie wir in Ezechiel 4,9 sehen können. Besonders deutlich wird diese Verwirrung der Begrifflichkeiten, wenn man die Bibelübersetzung vergleicht. Während die Lutherbibel von 1984 von "Kuchen" gesprochen wird, ist es in der Züricher Bibel "Brot".
6 Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Sea Mehl, Feinmehl, knete es und backe Brote.
Genesis 18,6; Züricher Bibel
6 Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feinstes Mehl, knete und backe Kuchen.
Genesis 18,6; Lutherbibel 1984
Schon in Genesis liest man über Brot und Wasser als die elementarsten Grundnahrungsmittel, die man nicht einmal seinem Feind vorenthalten sollte. Brot war Lohn für Bedienstete und Hausangehörige, und es war allen immer bewusst, dass auch Brot eine Gabe Gottes war, was auch die Priester immer wieder betonten und in der etlichen Stellen der Bibel deutlich wird.
29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. (Genesis 1,29)
20 Dann tat Jakob ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit mir ist und mich auf diesem Weg, den ich jetzt gehe, behütet, wenn er mir Brot zu essen und Kleider anzuziehen gibt. (Genesis 28,20)
14 Gras lässt er sprossen für das Vieh und Kraut dem Menschen zunutze, damit er Brot hervorbringe aus der Erde. (Psalter 104,14)
Zwei wichtige Entdeckungen veränderten das Brotbacken grundlegend. Die Entdeckung des Brotbackofens und die Wirkung von Hefen. Auf Steinen liesen sich aufgrund der geringen Hitzedurchdringung nur flache Brote backen, diese sind gemein hin auch als Fladenbrote bekannt. Will man aber einen runden Laib backen, so muss dieser von der Hitze ganz umschlossen sein. Aber spricht man in Ackerbauzivilisationen von Brotbacköfen, darf man sich nicht heutige Öfen vorstellen, die man in Bäckereien oder sogar zu Hause oder im Garten vorfindet. Vielmehr handelte es sich dabei um sogenannte Tabune, die am häufigsten im biblischen Zeitalter vorkommen. Tabune sind aus Ton geformte Halbkugeln mit einer verschließbaren Öffnung an der Oberseite, die auf den Boden aufgebaut werden. Für ein Bild siehe Biblisches Archäologisches Institut.
Die zweite wichtige Errungenschaft zur Brotherstellung war die Entdeckung von Hefe als Gärungsmittel. In der gewöhnlichen Atemnluft sind bereits Hefen vorhanden. Das heisst, wenn man einen ungebackenen Brotteig stehen lässt, sorgen diese nach einiger Zeit für eine Gärung des Teiges. Der Vorteil der dadurch für das Brot entsteht ist nicht sofort ersichtlich, aber durch die entstehenden Lufteinschlüsse wird das Brot leichter und schmackhafter. Zuerst waren diese Prozesse sehr vom Zufall abhängig, erst im Laufe der Zeit lernte der Mensch diese bewusst zu steuern, indem er eine kleine Menge des Teiges vor dem Backen abnahm und diese dem nächsten Teig wieder zusetzte. Diese historische Methode der Sauerteiggärung ist gar nicht so veraltet wie man annehmen möchte, denn auch heute noch wird von Bäcker diese Technik angewendet. Leichter war es natürlich die in der Luft befindlichen Hefen zu kultivieren und gezielt in das Brot zu geben. Die Ägypter waren es, die kultivierte Hefen vor 5000 Jahren als erstes einsetzten, und die Juden lernten das gesäuerte Brot während der ägyptischen Gefangenschaft kennen und übernahmen diese Backtechnik.
Da sich der Festkalender der Israeliten nach der Getreideernte richtet, ist es nicht verwunderlich, dass sich religiöse Riten im Umfeld des Brotes entwickelt haben. Wie auch in polydeistischen Religionsriten (z.B. Mesopotamien, Ägypten und Griechenland), wird auch im Judentum das Brot als Opfergabe für die Gottheit gegeben. Im Alten Testament werden diese Regeln festgelegt, die auch (für das Judentum) heute noch gelten. Der bekannteste Ritus dieser Art ist als "Schaubrot" bekannt. So werden mit zwölf Laib Brot, die jeden Sabbat neu auf den Tisch im Heiligtum gelegt werden (3. Mo 24,5–9), eine Repräsentanz für die 12 Stämme Israels geschaffen. Obwohl das Brot als heilig angesehen wird, hat es praktisch gesehen eher eine profane Bedeutung. Nämlich, da es nur von den Priestern gegessen wurde, kann man davon ausgehen, dass es sich hierbei um die Versorgung der Priester mit Brot handelte.
23 Dann mache einen Tisch aus Akazienholz, zwei Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb Ellen hoch. 24 Und überziehe ihn mit reinem Gold, und bringe ringsum eine goldene Leiste an. 25 Und mache ringsum eine Einfassung von einer Handbreite, und mache für diese Einfassung ringsum eine goldene Leiste. 26 Dann mache vier goldene Ringe, und befestige die Ringe an den vier Ecken, bei seinen vier Beinen. 27 Dicht an der Einfassung sollen die Ringe sein als Halterungen für Stangen, so dass man den Tisch tragen kann. 28 Dann mache die Stangen aus Akazienholz, und überziehe sie mit Gold, mit ihnen soll der Tisch getragen werden. 29 Und mache die dazugehörigen Schüsseln, Schalen, Kannen und Becher, mit denen das Trankopfer gespendet wird. Aus reinem Gold sollst du sie machen. 30 Und auf den Tisch lege Schaubrot, ständig mir vor Augen.
Exodus 25,23-30
Auch wenn die Entdeckung der Hefe, und die Wirkung die diese im Brot entfaltete, aus dem heutigen Brotbacken nicht mehr wegzudenken sind, entfaltetet das ungesäuerte Brot bis heute eine symbolische Bedeutung, die Religion und Kultur überspannt. Die tieferen Beweggründe sind für den modernen Menschen schwer nachzuvollziehen. Als eine mögliche Erklärung kann man vermuten, dass die Gärung, die im Grunde ein Fäulnisprozess ist, als unrein empfunden wurde. Das bekannteste dieser Feste, bei denen ungesäuertes Brot verwandt wird, ist das Passahfest. Historisch hat es einige Wandlungen. Heute ist es mit dem ursprünglichen Mazzot Fest, das „Fest der ungesäuerten Brote“, verschmolzen, welches heute als Synomym für Pessach verwand wird. Das ungesäuerte Brot des Passahfestes heißt Mazze. Mazze entsteht, wenn man eine der fünf zu Mehl gemahlenen Getreidesorten, meist Weizen, mit Wasser zu einem Teig vermischt, knetet, ausrollt und backt. Wichtig dabei ist allerdings peinlich genau darauf geachtet werden muss, dass eine Zeitspanne von 18 Minuten keinesfalls überschritten wird, da sonst der Gärungsprozess einsetzt.
15 Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden aus Israel. 16 Am ersten Tag soll heilige Versammlung sein und am siebenten soll auch heilige Versammlung sein. Keine Arbeit sollt ihr dann tun; nur was jeder zur Speise braucht, das allein dürft ihr euch zubereiten. 17 Haltet das Gebot der ungesäuerten Brote. Denn eben an diesem Tage habe ich eure Scharen aus Ägyptenland geführt; darum sollt ihr diesen Tag halten, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung. 18 Am vierzehnten Tage des ersten Monats am Abend sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages des Monats, 19 sodass man sieben Tage lang keinen Sauerteig finde in euren Häusern. Denn wer gesäuertes Brot isst, der soll ausgerottet werden aus der Gemeinde Israel, auch ein Fremdling oder ein Einheimischer des Landes. 20 Keinerlei gesäuertes Brot sollt ihr essen, sondern nur ungesäuertes Brot, wo immer ihr wohnt.
Exodus 12,15-20
Brot als Symbolträger des Lebens erfreut sich in der Bibel großer Beliebtheit. Von Wundertaten bis Traumobjekt, das Brot als Symbol ist universel einsetzbar. So speist der Prophet Elischa im Zuge einer Hungersnot eine Hundertschaft an Menschen mit nur 20 Broten, und es blieb sogar noch etwas übrig.
42 Es kam aber ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Gerstenbrote, und neues Getreide in seinem Kleid. Er aber sprach: Gib's den Leuten, dass sie essen! 43 Sein Diener sprach: Wie soll ich davon hundert Mann geben? Er sprach: Gib den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der HERR: Man wird essen und es wird noch übrig bleiben. 44 Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und es blieb noch übrig nach dem Wort des HERRN.
2. Könige 4, 42-44
Auch für den Richter Israels Gideon ist Brot als auslösendes Symbol seines Schicksals immens wichtig. Als er in seinen wichtigsten Kampf gegen die Midianiter sich in ihr Lager schleicht belauscht er einen der Soldaten. Dieser erzählt von einem Traum, indem ein rollender Laib Gerstenbrot das Lager der Midianiter vernichtete. Für Gideon ist der Vergleich klar, er ist das Brot, was gleichzeitig symbolisch auch als Schwert gedeutet wird. Und natürlich ist es ein Zeichen von Gott. Nicht immer ist also eine Zigarre
13 Als nun Gideon kam, siehe, da erzählte einer einem andern einen Traum und sprach: Siehe, ich habe geträumt: Ein Laib Gerstenbrot rollte zum Lager der Midianiter; und er kam an das Zelt, stieß es um, dass es einfiel, und kehrte es um, das Oberste zuunterst, sodass das Zelt am Boden lag. 14 Da antwortete der andere: Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joasch, des Israeliten. Gott hat die Midianiter in seine Hände gegeben mit dem ganzen Heerlager. 15 Als Gideon diesen Traum erzählen hörte und seine Auslegung, fiel er anbetend nieder und kam zurück ins Lager Israels und sprach: Macht euch auf, denn der HERR hat das Lager der Midianiter in eure Hände gegeben!
Richter 7, 13-15
Weitere Metaphern sind: Brot ist auch Zeichen von Unheil und Heil: Es hat in seiner Funktion als Nahrungsmittel, vom Anbau über Ernte, Backen und Speisung, eine gemeinschaftsstiftenden Funktion. Davon sind mehrere metaphorische Wendungen abgeleitet. So zum Beispiel „Brot des Elends“ (Deuteronomium 16,3) und „Tränenbrot“ (Psalter 80,6) vergegenwärtigen eine notleidende, respektive trauernde Gemeinschaft. Aber ist reichlich Brot Zeichen des göttlichen Segens (Gen 49,20; Lev 26,5). Sowohl verschiedenes Gebäck als auch der Vorgang des Backens kann als Metapher für Menschen gebraucht werden. Und auch der brennende Backofen eines Bäckers wird häufig metaphorisch gebraucht (Hos 7,4; Spr 6,27-29; Gen 15,17).
Erst aber im Neuen Testament entfaltet das Brot seine gewaltige Wirkungsgeschichte. In der altestamentarischen Tradition des Brotbrechen wird das Brot als Gottes Geschenk bei jeder Mahlzeit gewürdigt, indem gesagt wird: „Gesegnet seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der Brot aus der Erde hervorbringt". Diesen jüdischen Brauch des Brotbrechens und des dazugehörigen Segens hat auch Jesus gepflegt. Eine bekannte Stelle ist hierbei die "Speisung der Fünftausend". Erneut ein Brotwunder, wie es schon Elischa zugeschrieben wird, aber in diesem Kontext ist der Ritus des Brotbrechens wichtig, den Jesu hier vor das Wunder stellt, um Gott zu ehren. Analog ist hier auch Markus 8,6 zu sehen, als Jesus das Wunder ähnlich wiederholte.
41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie unter ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann.
Markus 6, 41-44
Wie zentral das Brot auch in der modernen christlichen Praxis ist, sieht man daran, dass vielleicht das meistgesprochene Gebet, das "Vater Unser" die Brotbitte in der Mitte stellt (Mt 6,11; Lk 11,3) - Christen sprechen im Vaterunser als vierte Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute“. Die Deutung des Brotes, das Jesus in seiner letzten Mahlzeit mit seinen Jüngern brach, auf seinen eigenen Leib, und des Weins auf das Blut hat zu dem neuen Ritus der Abendmahlsgemeinschaft geführt, der in der Folge zum exklusiven Zeichen des Christentums geworden ist. Im Abendmahl der christlichen Liturgie gedenkt man der Kreuzigung Jesu Christi („Christi Leib für dich gebrochen“). Dabei ist die Hostie, meist in ungesäuerter Form, Teil des Ritus. Zudem bezeichnet sich Jesu selbst als "Brot des Lebens". Es stellt das erste einer Reihe von sieben „Ich bin“-Worten Jesu dar, die im Evangelium nach Johannes überliefert sind. Nach der Speisung der 5000, suchten einige derer, die das Brot gegessen hatten Jesu auf:
22 Am nächsten Tag sah das Volk, das am andern Ufer des Sees stand, dass kein anderes Boot da war als das eine und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern seine Jünger waren allein weggefahren. 23 Es kamen aber andere Boote von Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten unter der Danksagung des Herrn. 24 Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und suchten Jesus. 25 Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Sees, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen? 26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. 27 Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters. 28 Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? 29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31 Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.« 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. 36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht. 37 Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich's auferwecke am Jüngsten Tage. 40 Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 41 Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist, 42 und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Ich bin vom Himmel gekommen? 43 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murrt nicht untereinander. 44 Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 45 Es steht geschrieben in den Propheten (Jesaja 54,13): »Sie werden alle von Gott gelehrt sein.« Wer es vom Vater hört und lernt, der kommt zu mir. 46 Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte außer dem, der von Gott gekommen ist; der hat den Vater gesehen. 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt. 52 Da stritten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben? 53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. 55 Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. 59 Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.
Johannes 6, 22-59
Die symbolische Kraft des komunalen Brotbackens erlebt auch heute wieder eine Renaissance. So wird zum Beispiel in der Bethlehemsgemeinde seit Jahren ein Brotbackofen in den Sommermonaten betrieben, der von allen zu bestimmten Zeiten genutzt werden kann.