Serie Tiere in der Bibel

Einführung

Tier und Mensch leben in der Bibel auf Geheiß Gottes in einer Schicksalsgemeinschaft. Der Mensch erhält bereits im Schöpfungsbericht den Auftrag dass er "herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht" (1. Mose 1,28). Diese Herrschaft enthält eine Verpflichtung an den Menschen und eine hohe Verantwortung gegenüber den Tieren. Adam gibt jeden von ihnen einen Namen und bis nach der Sinnflut waren Tiere auch nicht als Nahrung vorgesehen. Die Tiere stehen jedoch letztlich wie der Mensch unter der Verheißung, dass das Friedensreich Gottes die Feindschaft untereinander ebenso wie die Sünde aus der Welt schaffen wird; Paulus schreibt dazu, dass die ganze Schöpfung auf die Erlösung harrt (Röm 8,19ff EU).

Praktisch gesehen haben vor allem Haustiere, wie z.B. Rind, Schaf, Esel, die primäre Funktion Besitz und Lebensgrundlage der Hirten und Bauern zu sein. Tiere sind wertvoll, sie sind so wertvoll dass sie Opfer für den Gott sind, und sogar am Sabbat sogar aus dem Brunnen geholt werden dürfen. Der größte Teil der Bevölkerung im antiken Israel lebte von der Landwirtschaft. Das Klima, von mediterran über Steppen, bis zu Halbwüsten und Wüsten spiegelt sich auch in der Tierhaltung. In den für Ackerbau geeigneten Teilen des Landes wurden vor allem Schafe gehalten, in den trockeneren Gebieten daneben auch vermehrt Ziegen, weil diese genügsamer sind. Schafe und Ziegen bildeten den Hauptanteil der Haustiere, sie wurden für Fleisch, Milch, Fell und Wolle gebraucht, Ziegenhaut diente zur Herstellung von Schläuchen, Ziegenhaare zur Herstellung von Zeltdecken. Rinder eine untergeordnete Bedeutung. Das Buckelrind wurde vor allem als Arbeitstier gehalten, um den Pflug oder Dreschschlitten zu ziehen, aber auch als Transportmittel. Als Lasttiere wurden auch Esel oder Maultiere gehalten, letztere dienten vornehmen Bürgern auch als Reittiere.

1 Und es geschah, als er an einem Sabbat in das Haus eines angesehenen Pharisäers zum Essen kam, dass man ihn sehr genau beobachtete. 2 Da stand auf einmal ein wassersüchtiger Mensch vor ihm. 3 Und Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und Pharisäer: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? 4 Sie aber schwiegen. Da fasste er ihn an, heilte ihn und entliess ihn. 5 Und zu ihnen sagte er: Wer von euch, dem der Sohn oder der Ochse am Sabbat in einen Brunnen fällt, wird ihn nicht sogleich herausziehen - auch an einem Sabbat? 6 Und sie vermochten nichts dagegen einzuwenden.

Lukas 14,1-6; Züricher Bibel

In der Bibel werden etwa 130 Tierarten erwähnt. Unterteilt werden sie aber nicht in eine zoologische Systematik eingeteilt, sondern in vier Gruppen: Wassertiere und geflügelte Tiere, in Tiere des Landes sowie in Kriech- und Kleintiere. Die wichtigste Unterscheidung im Judentum ist jedoch die zwischen reinen und unreinen Tieren, wobei nur die reinen Tiere gegessen oder auch geopfert werden durften. Als rein wurden z.B. Schafe, Ziegen und Rinder angesehen, aber Kamele, Hasen und Schweine wurden als unrein angesehen. Die Logik erscheint unter modernen zoologischen Kriterien als arbiträr.

Der Mensch ist aber nicht absoluter Herr über die Welt. Ebenso wie ihn Naturkatastrophen bedrohen, so bedroht ihn die wilde Fauna. Oft schickt Gott selbst furchteinflössende und tödliche Kreaturen. Natürlich denkt man hierbei gleich an die zehn Plagen der Ägypter (davon vier Tierplagen), aber schickt Gott auch Löwen um zu töten. Oft werden archetypischen Negativaspekte von Tieren gebraucht, um den Menschen in ihren tiefsten Ängsten zu treffen.

24 Der König von Assur aber brachte Bewohner von Babel, Kuta, Awwa, Chamat und Sefarwajim, und an Stelle der Israeliten siedelte er diese in den Städten Samarias an. Und diese nahmen Samaria in Besitz und wohnten in den Städten Samarias. 25 In der Anfangszeit aber, als sie dort wohnten, fürchteten sie den HERRN nicht, und so liess der HERR Löwen auf sie los, und diese rissen sie. 26 Und man sagte dem König von Assur: Die Nationen, die du in die Verbannung geführt und in den Städten Samarias angesiedelt hast, sie kennen nicht das Recht des Gottes des Landes, und so hat er die Löwen auf sie losgelassen. Und sieh, nun töten diese sie, weil sie das Recht des Gottes des Landes nicht kennen. 27 Da befahl der König von Assur: Lasst einen von den Priestern, die ich von dort in die Verbannung geführt habe, dorthin gehen, damit man hingehen und dort wohnen kann. Und er soll sie das Recht des Gottes des Landes lehren. 28 Da kam einer von den Priestern, die man aus Samaria in die Verbannung geführt hatte, liess sich in Bet-El nieder und lehrte sie, wie sie den HERRN fürchten sollten.

2. Könige 17,25; Züricher Bibel

Verwendete Symbole in der Bibel speisen sich aus der Lebenswelt der Menschen. Wie schon bei den Pflanzen, werden auch Tiere mit symbolischer Bedeutung aufgeladen. Teil der Lebenswirklichkeit der Menschen werden sie für einen bildhaften Vergleich gebraucht, um sicherzugehen, dass die Menschen den Vergleich verstehen. Aber nicht jedes Tier eigenete sich für einen Vergleich. Zum Beispiel wurden Tiere, die bei benachbarten Völkern, beispielsweise in Ägypten oder Babylon, als heilig oder als Götter verehrt wurden, werden in der Bibel mit größter Skepsis betrachtet und gelten als unrein. Die Aufstellung von Tierbildern war für das Volk Israel Götzendienst und blasphemisch. So wird dem Stierkult des Königs Jerobeam in Bet-El (1 Kön 12,29 EU) die Schuld am Niedergang des Hauses Israel gegeben, das Bildnis wurde später unter Josia wieder zerstört (2 Kön 23,15 EU).

Positiv belegt ist jedoch das Schaf. Bekanntes Beispiel sind die Schafe im Psalm 23, die der gute Hirte schützt und pflegt. Jesus nennt sich selbst den guten Hirten. „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir“ Johannes 10,27). Auch die Vögel sind eine beliebte und positive Analogie, die Sorglos sind und nach deren Eigenschaften es zu streben gilt. Zu erwähnen ist auch, dass das Reich des sehnlich erwarteten Messias, das der Prophet Jesaja ausmalt, vom zukünftigen Tierfrieden handelt. So sollen „Wolf und Lamm (...) beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen“ (Jesaja 65,25).