Geleitwort des Monats
Januar 2022
Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrer Malte Koopmann
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. - Johannes 6,37
Natürlich denke ich über die Zukunft nach. Schließlich gedenke ich doch, in ihr zu leben. Es gibt ja nicht umsonst sogar Forschung zum Thema Zukunft. Denn Entscheidungen, die man heute trifft, wirken sich in der Zukunft aus: Wenn ich den Mülleimer vor dem Urlaub nicht entleere und säubere, dann blüht nach drei Wochen der Schimmel in unserer Küche. Aber was genau die Zukunft bringt? Das herauszufinden vermag kein Mensch. Wir können also immer nur versuchen, mit unseren Entscheidungen möglichst gute Voraussetzungen für unsere Zukunft zu schaffen. Wir können sie also mitgestalten. Mehr allerdings nicht. (...) So Gott will. Die „Conditio Jacobaea“, Bedingung des Jakobus: „Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun“. Alles hängt an Gottes Willen, nicht nur Sonne und Regen, Leben oder Tod. Das gilt (...) immer. Auch für noch größere Wagnisse. Zum Beispiel das, was mit dem ersten Tag des neuen Kalenderjahres 2022 für uns beginnt: Dann wird die so genannte „Fusion“, die Vereinigung unserer beiden Gemeinden in Hohenbruch und Brandenburg, rechtskräftig. (...) Denn hier gehen Gemeinden zusammen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten: Brandenburg ist eine Personalgemeinde (man muss sich umgemeinden, also „einschreiben“ lassen), Hohenbruch nicht. Brandenburg ist eine Gemeinde unter vielen in einem städtischen „Mittelzentrum“, Hohenbruch die einzige evangelische Gemeinde im Dorf. Und beide Gemeinden liegen nicht „Tür an Tür“, sondern es liegen mindestens stattliche 70 Kilometer Landstraße dazwischen. Warum wir es trotzdem versuchen? Weil die Gesamtsituation für uns schwieriger geworden ist und auch weiter wird. Die Anforderungen im Verwaltungsbereich steigen, das Geld wird knapper, die Personaldecke damit auch. Damit sind auch schwerer Gemeindeglieder zu bewegen, Leitungsverantwortung im Presbyterium zu übernehmen. Dabei hat Regina Rösemeier natürlich Recht: Ein Glaube, eine Bibel (Seite 10) - in welcher Organisationsform man seinen Glauben leben kann, ist egal, solange man ihn leben kann. Andererseits gibt es viele unter uns, die gerne „reformiert“ sind. Die zum Beispiel lieber in einen „reformierten“ Gottesdienst gehen, weil dessen Struktur für sie einfacher nachvollzogen werden und so „das Wort“ leichter im Vordergrund stehen kann. Die den „reformierten“ Blick auf den historischen Jesus schätzen, der weniger als Religionsstifter denn als Reformator gesehen wird (und der daraus folgenden stärkeren Gewichtung des ersten Teils unserer Bibel als bei Katholiken oder „Lutheranern“). Die neben Luther, Melanchton und Bonhoeffer auch Zwingli, Calvin oder Karl Barth erinnern, wenn es um wichtige evangelische Impulse in der Kirchengeschichte geht. Darum wollen wir den Zusammenschluss wagen. Gemeinsam wird es uns hoffentlich leichter fallen, reformierte Akzente lebendig zu halten, auch wenn „meine“ Pfarrstelle irgendwann so nicht mehr besetzt werden kann und andere Strukturen gefunden werden müssen. Wer dann im Presbyterium Hohenbruch leitet und verwaltet, verwaltet und leitet auch Brandenburg: Die „Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde im Havelland“ eben, wie wir ab Januar heißen. Wir wünschen uns, so besser den reformierten Teil unserer evangelischen Wurzel pflegen zu können als uns das als Einzelgemeinden möglich gewesen wäre. Auch unser neues Siegel, den Entwurf können Sie auf dem Deckblatt sehen, soll darauf hinweisen: Hier sind nicht, wie oft zu sehen, Alpha und Omega, sondern Aleph und Omega in einem offenen Buch zu sehen, also der erste hebräische und der letzte griechische Buchstabe des Alphabets. So wird für uns besonders deutlich, dass das (griechische) „Neue Testament“ ohne das hebräische „Alte Testament“ weder zu denken noch zu verstehen ist. Ob diese ganzen menschlichen Gedanken uns der Größe unseres Gottes näher bringen, wie Jesus Christus das sicher gewollt hätte? Diese Hoffnung spricht aus der Jahreslosung: Wenn unser gemeinsamer Weg ein Weg zu Gott werden kann, wird Gott uns die Tür zu ihm stets offen halten. Ich glaube daher, dass Gott gnädig auf den Weg sehen wird, den wir in den kommenden Jahren gemeinsam suchen wollen. Und sich von uns finden lässt. Zum Segen und Heil für alle, die ihn mitgehen werden.
Quelle: Gemeindebrief Kirchengemeinde im Havelland, Dezember 2021-Februar 2022. Malte Koopmann