Geleitwort des Monats

Februar 2022

Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrer Karl Friedrich Ulrichs.

„Du bist ein Gott, der mich ansieht“ - 1. Mose 16

Ich mag alte Gesichter. Die Jahre zeichnen sich darin ab. Das lange Leben ist in ihnen zu sehen. Und oft Klugheit und Würde. Viele geweinte Tränen zeichnen sich geheimnisvoll ab und häufiges Lachen auch. Besonders schön sind alte Gesichter, in die sich Kummer eingezeichnet hat, wenn sie lachen. Ein solches Gesicht trug Sara. Ich möchte ihr begegnen und ins Gesicht sehen. Und ihr Lachen hören. Auch weil sie uns etwas zu sagen hat.
Sie ist schon lange im – sagen wir: – reproduktiven Ruhestand, als sie ein Kind bekommt. Die alte Dame ist sich der bizarren Situation bewusst, in der Gott sie gebracht hat, hat aber genug Humor, um darüber zu lachen. In diesem Lachen verbirgt sich auch ihre große Freude darüber, einen Sohn zu haben, ihrem Mann einen Erben verschafft zu haben (wie sie im Einklang mit der patriarchalen Gesellschaft denkt und sagt). Und dass andere über sie und ihren steinalten Mann lachen, bringt sie auch ins eigene Lachen. Was wir mit unserem Lachen alles gut machen können!
Sara erzählt von ihrem Lachen, um den Namen ihres Kindes zu erklären. „Isaak“ ist erklärungsbedürftig – wie der Name seines älteren Halbbruders „Ismael“, der „Gott hat (er)hört“ heißt. „Isaak“ heißt: Gott „hat mich lachen gemacht“. Und das ist nun alles andere als ein lächerlicher Name, sondern ein lachender Name – lachend wie das Gesicht der Mutter. Das Lachen, das Gott in ihr Leben gebracht hat, wird über ihr in die Jahre gekommenes Leben hinaus weitergehen.
Das ist schön, aber nicht leicht zu verstehen. Und darum frage ich einmal bei „künstlicher Intelligenz“ nach, von der manche meinen, dass sie unserem menschlichen Geist überlegen sei. Seit einigen Wochen ist ein Chatbot, ein computergesteuerter Gesprächspartner, online. Und dieses ChatGPT genannte Programm bitte ich um eine Predigt zum Monatsspruch. Ich habe selten etwas so Geistloses gelesen: „Dieser Satz zeigt uns, dass Gott in unserem Leben präsent ist und uns Freude schenkt, selbst in schwierigen Zeiten. Es erinnert uns daran, dass wir uns immer auf Gott verlassen können, um uns Trost und Hoffnung zu geben. Lachen ist eine wichtige Sache im Leben, es hilft uns dabei, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen und uns von unseren Problemen abzulenken. Es kann uns auch helfen, unsere Emotionen zu regulieren und uns zu beruhigen. Aber lachen ist nicht immer einfach, besonders wenn wir durch schwere Zeiten gehen. In diesen Momenten kann es schwierig sein, einen Grund zum Lachen zu finden. Aber wie Sara sagt, lässt uns Gott lachen. Er gibt uns die Freude, die wir brauchen, um durch schwere Zeiten zu kommen. Gott ist immer bei uns, auch in den schwierigsten Situationen. Er gibt uns die Kraft, um durchzuhalten und die Freude, die uns hilft, die Dinge positiv zu sehen.“
Beim Lesen solchen Predigt-Blablas überkommt mich das Gähnen (und ein leises Erschrecken, weil der Chatbot spricht, wie er es in abertausenden Predigten, auf die er zugreift, liest; der Chatbot hält uns also einen Spiegel vor, in dem wir unsere durchschnittliche Predigtweise sehen). Nicht nur Gähnen ist bekanntlich ansteckend, auch und viel mehr Lachen. Saras lachendes Gesicht macht mich lachen. Du liest in der Bibel – und lachst! Und du entdeckst an Sara, dass Gott das mit dir macht. Dazu brauchst du keine „künstliche Intelligenz“, sondern die Intelligenz des Glaubens und Gottes heiteren Geist. Und den wünsche ich Ihnen im Februar – nicht nur an den Karnevalstagen.
Übrigens: Als ich den Chatbot bitte: „Sei humorvoller“, schreibt er doch allen Ernstes: „Sicherlich kennen wir alle die Tage, an denen alles schiefläuft. Der Kaffee ist kalt, der Regen prasselt an die Fenster und unsere Haare sehen aus wie ein Vogelnest. Aber Sara erinnert uns daran, dass Gott immer einen Weg findet, uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“ Das finde ich so dämlich, dass ich schon wieder lachen muss.

Quelle: Gemeindebrief Mitte, Februar 2023. Karl Friedrich Ulrichs