Geleitwort des Monats

März 2022

Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrer Malte Koopmann.

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibts allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viel Frucht. - Joh. 12, 24

Kennen Sie die dritte Seite der Medaille? Dass sie zwei Seiten hat, weiß jedes Kind. Eine vorne, eine hinten. Aber die dritte? Zwei-Euro-Münzen haben "vorn" immer die gleiche Prägung. Aber seitdem es die Sonderprägungen gibt, macht es mir Spaß, genauer ins Portemonnaie zu schauen, bevor ich sie ausgebe. "Hinten" das Schweriner Schloss, Römische Verträge, das Holstentor Lübeck... Aber wissen Sie, was auf den Rand dieser Münzen geprägt ist? Perspektivwechsel lohnen sich!
Kein Ding ist so schön, das nicht auch eine hässliche Seite hätte. Auch der Umkehrschluss trifft zu. Und es gibt Menschen, die diese Erkenntnis zu ihrer Lebensmaxime gemacht haben. Sie versuchen, selbst dem schwärzesten Tag ein Lächeln abzugewinnen, indem sie nach der Perspektive suchen, aus der sie ihn auslachen können.
Ich beneide diese Menschen oft, die Freude verbreiten, obwohl sie im Moment wirklich nichts zu lachen haben. Ich beneide sie immer dann, wenn mir selbst der Perspektivwechsel nicht gelingt, wenn die Sonderprägung oder der schöne Sinnspruch (wissen Sie inzwischen, was auf den Rand geprägt ist?) sich vor mir verschließen. Mitten in der Passionszeit der Sonntag, der Lätare heißt (27.03.). Das "kleine Osterfest" als Grund zur Vorfreude. Weil doch schon im Sterben das Leben begriffen ist. Jesus wählt plastische Bilder: Nur das Samenkorn, das in die Erde fällt, bringt Frucht. Brot muss verzehrt werden, um stärken zu können. Er selbst ist das Brot, das jetzt schon unseren Hunger nach gelingendem Leben stillt.
Mitten in der Passionszeit der Perspektivwechsel. Er ist nötig, damit ich mir vom Leid nicht den Blick verstellen lasse für das Ganze. Ich weiß, dass die Folter der Geißelung und der Erschöpfungstod am Römerkreuz mit zu dem Schlimmsten gehören, was Menschen sich an Grausamkeit haben einfallen lassen.
Aber ich beginne zu sehen, dass die Hingabe Jesu am Kreuz die Hingabe an Gott und seine Menschen ist. Das Bild vom Weizenkorn schenkt den Perspektivwechsel: Auf die andere Seite der Medaille. Oder die Randprägung.

Quelle: Gemeindebrief Brandenburg, März/April 2014. Malte Koopmann