Geleitwort des Monats

September 2021

Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrerin Carolin Springer.

Stimme

Diesen Monat geht es bei uns um das Thema „Stimme“. In all ihrer Vielstimmig- und Vielschichtigkeit.
Bei den Wahlen Ende September hat der- oder diejenige mit den meisten Stimmen letztendlich die Nase vorn. Die Wählerinnen und Wähler wägen ihre Stimme ab, manche verzichten gar auf die Stimme. Aber nur im Zusammenspiel aller Stimmen kommt ein Ergebnis zustande. In unseren Gemeinden sind ebenfalls Stimmen gefragt. Das basisdemokratische Modell, das wir haben, bietet viel Raum zur Mitbestimmung, lebt davon. Und wir freuen uns, wenn Sie bei den Gemeindeversammlungen dabei sind.
Den Musikfans unter uns mag beim Thema Stimme vielleicht eine ganz andere Assoziation kommen. Faszinierend, wie Stimme und Stimmen im Zusammenspiel Stimmungen erzeugen, uns tanzen oder weinen lassen. Und dann ist da ja noch diese eine, entscheidende Stimme. Die Stimme, die einst sprach: „Es werde“. Und es ward.
Die Stimme, die uns immer wieder neu Hoffnungs- und Lebensworte ans Herz legt. Die Stimme, die uns ruft, wenn wir uns ver- irren. Die Stimme, die uns antwortet, lehrt und segnet. Die Stimme, die mich beim Na- men nennt. Gottes Stimme.
Wie klingt sie wohl? In der Bibel wird sie uns klangvoll beschrieben. Manchmal dröhnend wie Donner, sodass die Worte durch Mark und Bein gehen. Manchmal ein Flüstern im Wind, leise und voller Zärtlichkeit. Und manchmal wird sie sogar beeindruckend verstärkt durch einen Chor der himmlischen Heerscharen. Wie klingt Gott für Sie? Wie redet Gott mit Dir? In vielen Oratorien wurde Gott mit Stimme einem Bass besetzt. In der Frühromantik entstehen Werke, die Gott durch einen Männerchor erklingen lassen. Und Felix Mendelssohn Bartholdy setzt einen vierstimmigen Frauenchor ein, um dem himmlischen Jesus eine Stimme zu geben. Spannend, oder?
Wie klingt Gott? Manchmal redet Gott vielleicht sogar mit einer mir vertrauten Stimme, mit der Stimme eines nahestehenden Menschen? Von Augustin wird z. B. erzählt, durch ein Nachbarskind habe Gott mit ihm gesprochen. Donner, Windhauch, männlich, weiblich, kindlich, laut, leise, deutlich, vielstimmig ... So vielfältig wie wir Bilder von Gott entdecken, so vielfältig klingt vermutlich auch Gottes Stimme. Und das Herausfordernde dabei ist, in all den Stimmen der Welt und in uns diese eine besondere Stimme zu hören.
So stimme ich mit ein in den Wunsch des Psalmbeters: Ich will hören, was Gott spricht (Ps 85,9), und wünsche Ihnen allen einen stimmungsvollen und gesegneten September.

Quelle: Gemeindebrief Köpenick-Neukölln, September 2021. Carolin Springer

Mehr dazu im Gemeindebrief: https://reformierterkirchenkreis.de