Geleitwort des Monats

 

Dezember 2019

 

Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrer Malte Koopmann.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Lukas 21,28

 

Advent: Zeit der guten Aussicht. Denn auf die Aussicht kommt es an. Auf das, was das Leben noch bringen wird. Es ist ein Unterschied: Ob Gefängniswände den Blick gefangen haben oder ob man in die Freiheit sieht. Ob man im Novembernebel hängt oder über den Wolken die Sonne sehen kann. Ob man vergeblich die Farben des Sommers sucht oder sich über die Blaumeise am Futterhäuschen freut. Auf die Aussicht kommt es an.

Wer wollte so durchs Leben gehen? Die Stimmung: Bedrückt. Die Körperhaltung: Unter der Last des Lebens gebeugt. Der Blick: Nach unten, gerade noch auf den nächsten Schritt gerichtet. Schlechte Aussicht.

Advent: Seht auf! Hebt den Blick von den Schuhspitzen nach oben. Die Aussicht ist schön, es kommt das Beste: Eure Erlösung naht! Das Ende von Gefängniswänden, Novembernebeln, wehmütigen Erinnerungen an vergangene schöne Zeiten. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Jesus kommt und zieht die Menschen in seinen Bann. Er ist das Ende der schlechten Aussicht. Er ist die Erlösung. Es ist Advent.

Alle Jahre wieder bekommen die Menschen das zu hören. Von den Kanzeln, in den Gemeindebriefen, manchmal sogar auf den Weihnachtsmärkten. Was ändert das?

Nehmt Euch Zeit für den Advent. Fragt: Was ist festgefahren in meinem Leben? Was sitzt gefangen? Was quält? Welche Richtung soll es nehmen? Meine Erlösung - wovon, wozu, vor allem: Wie? Warum also soll es auch in diesem Jahr wieder Weihnachten werden - für mich? Was sagt Gott dazu? Findet man seine Antworten, wird aus den Feiertagen am Ende des Jahres mehr als eine Ansammlung von freien Tagen mit gutem Essen und Geschenken. Dann ändert sich alles, dann wird wirklich Weihnachten.

Den Advent schenkt Gott. Mit dieser Zeit der Stille, des In-Sich-Gehens beginnt unser neues Kirchenjahr. "Bußzeit" nannten das die Alten. Eine Zeit des Sammelns, der Standortbestimmung, der Richtungskorrektur. Uns gehört diese Zeit, und wenn wir sie in unsere Hände nehmen, wird uns ein Licht aufgehen. An jedem Sonntag eines mehr.

Das Ende dieser Zeit: Die dunkelste Zeit des Jahres. Die kürzesten Tage, die längsten Nächte. Draußen, ganz oben im Norden, wird es gar nicht mehr hell. Oben im Norden, draußen.

Drinnen aber: Ein Lichtermeer. Das Fest des Jahres. Ein Kind wird geboren. Es wächst zu einem Menschen heran, durch dessen Augen die Welt Gott sehen kann. Ein Blick in den Himmel, voller Licht und Wärme, Weite und Freiheit. Gott selbst wird Mensch, die Liebe in Person. Das faszinierendste Geheimnis dieses Lebens: Die Erlösung von jeder schlechten Aussicht.

Also - nehmt Euch Zeit für den Advent. Damit Weihnachten zum Fest der Erlösung wird. Auch dafür wird dann Zeit sein: Vom 25. Dezember bis zum Letzten Sonntag nach Epiphanias. Das ist in diesem Kirchenjahr übrigens der 25. Januar. Auch diese Zeit ist Gottes Geschenk. Wie gut, dass wir sie haben.

Quelle: Gemeindebrief Hohenbruch Brandenburg, Dezember 2014-Februar 2015. Malte Koopmann.