Geleitwort des Monats
Dezember 2021
Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrerin Carolin Springer.
Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, erhebt euch, ihr uralten Pforten, dass einziehe der König der Herrlichkeit. - Psalm 24,7
Tag für Tag öffnen viele von uns ein Türchen. Vielleicht ja sogar die Türen unseres digitalen Adventskalenders? Es ist eine schöne Tradition, die uns helfen kann, sich neugierig vorzubereiten auf das Kommen unseres Herrn. Nicht nur für Kinder bedeuten die 24 Türchen kleine Vorfreuden auf den großen Freudetag. Wobei, wenn wir ehrlich sind, ist Weihnachten nicht für alle mit Freuden verbunden. Es ist ein ambivalenter Tag: Manche feiern dankbar und mit Freuden in Gemeinschaft der Familie und Freunden. Andere haben Angst vor dem Tag mit all den Erwartungen. Haben Angst vor Streit,vor manch einer ungeliebten Begegnung, vor Enttäuschung und Stress. Lieber die Türen verschlossen halten? Ruhe haben? Andere wünschen sich vielleicht nichts mehr, als dass jemand anklopft, die Tür öffnet, die Einsamkeit verjagt. Türen sind facettenreich. Für manche bedeutet eine Tür Sicherheit, für andere Ausgrenzung, für wieder andere Gefangenschaft. Auch Neuanfang kann eine Tür bedeuten. Denken wir nur an die Tür, die uns zu Beginn des neuen Jahres offen steht. Was wird es bringen, das Jahr 2022? Neue Freiheiten? Sicherheit? Gemeinschaft? Was erträumen wir uns hinter der Tür? Was ersehnen wir? Was befürchten wir? „Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, erhebt euch, ihr uralten Pforten, dass einziehe der König der Herrlichkeit“ — so heißt es im 24. Psalm. Nach kriegerischen, schweren Zeiten, in denen man sich hinter den Türen und Toren zurückgezogen hatte, kommt nun dieser Aufruf. Es ist eine neue Zeit angebrochen. Friedenszeit. Der König, der für uns den Frieden bringt, will uns nahe kommen, einziehen in unsere verrammelten Herzen, einziehen in unsere Häuser, unsere Städte. Gott will hinein. Hinein zu uns. Auf die frohe Botschaft wird im Psalm zunächst vorsichtig reagiert. Vielleicht sogar skeptisch. Erstmal nachfragen: Wer ist der König der Herrlichkeit? Gleich zweimal nachgefragt. Wer ist das? Die Botschaft ist deutlich: „Der Herr, der Starke und Held, der Herr, der Held im Kampf (...) Der Herr der Heer- scharen, er ist der König der Herrlichkeit.“ Sollten wir diesem nicht sofort und voller Freude die Tür öffnen? Was hindert? Im Psalm bleibt der Aufruf hartnäckig. Vielleicht brauchen auch wir diese Hartnäckigkeit: „Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, erhebt euch, ihr uralten Pforten, dass einziehe der König der Herrlichkeit“. Möge Gott in dieser Zeit laut an unsere Herzenstür klopfen, den Frieden bringen und einziehen bei uns, in unsere Kirchen, Häuser, Straßen. Möge Gott einziehen in unsere Herzen.
Quelle: Gemeindebrief Köpenick-Neukölln, Dezember 2021-Januar 2022. Carolin Springer