Geleitwort des Monats

Dezember 2022/Januar 2023

Die Worte des Monats geben Halt und informieren Sie über theologische Aspekte. Dieses Mal sind die Worte von Pfarrer Malte Koopmann

Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. - Gen 1,31

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. - Jes 11,6

Pro und Kontra
So scheinen die Monatssprüche für Januar und Dezember daherzukommen. Wie kann man das verstehen, wie beides zusammendenken? Wenn die Bibel „Heilige Schrift“ ist und Gottes Wort redet: Warum widerspricht sie sich dann immer wieder? Und der Widerspruch scheint doch offensichtlich. Denn wenn Gottes Schöpfung „sehr gut“ wäre, könnten sie doch heute schon ohne Angst zusammenwohnen: Lamm, Panther, Böcklein, Kalb, Löwe und der kleine Junge. Oder?
Pro: Vor tausenden Jahren versucht ein Mensch, unsere Welt durch die Augen Gottes zu sehen. Nicht durch seine eigenen Augen. Denn die sind mal hell und mal dunkel, tagesformabhängig. Und sie können nicht einmal den Mond sehen, wenn Neumond ist. Nein, durch Gottes Augen. Die alles sehen können, auch den Mond bei Neumond, egal ob tags oder nachts. Und dieser Mensch erahnt damals schon, was für uns heute nichts von seiner Richtigkeit eingebüßt hat: Warum sollte Gott Fehler machen? Er, der Unendliche und Ewige, sollte der keinen Plan für seine Schöpfung haben, der aufgeht? Und die Menschen, winzig in Raum und Zeit, wie sollten sie diesen Plan erkennen können? Selbst, wenn sie die „Rechenleistung“ all ihres Denkens und für alle Zeiten dieser Welt in „einem Server“ zusammenlegen könnten? Ja, am Stammtisch bei Wein oder Bier oder Mineralwasser wissen sie über alles bestens Bescheid, wissen auch, wie es besser gehen kann auf dieser Welt. Doch sie irren, irren alle, können sich nur irren. Sie können ja nicht mal einen Käfer wieder lebendig machen. Wie sollten sie da „die Welt retten“ können?
Also setzt sich dieser Mensch hin und schreibt die Geschichte der Schöpfung Gottes mit ihrem vielleicht wichtigsten Satz: Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
Kann man die Macht Gottes besser beschreiben? Die Allmacht Gottes?
Kontra: Vor tausenden Jahren versucht ein Mensch, unsere Welt durch die Augen Gottes zu sehen. Und dieser Mensch sieht das Leiden der Schöpfung des Allmächtigen. Wohin man auch sieht: Ein ewiges Fressen und Gefressenwerden. Niemand und Nichts, das ein Leben hätte ohne Furcht vor dem Morgen. Keine Pflanze, kein Tier, und auch der kleine Junge ebenso wenig wie seine Urgroßmutter. All das mag ja in den großen Plan des Allmächtigen passen. Aber kein Mensch wird jemals in der Lage sein, den zu sehen oder gar zu begreifen. Lebensangst: Das kann nicht gut sein, für Niemanden und Nichts. Die Augen des Allmächtigen aber sind nicht geschlos- sen, wenn es um das Leid geht. Sie sind offen, hellwach. Sie sehen die Abgründe der Angst, sie erkennen, dass das Leben lebenswert bleiben muss.
Also setzt sich dieser Mensch hin und schreibt die Geschichte der Hoffnung auf Gott mit ihrem vielleicht wichtigsten Satz: Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Kann man Gott besser beschreiben, der unsere einzige Hoffnung ist?
Pro und Kontra: Hier kommt wohl zusammen, was zusammen gehört. Auch wenn es sehr schwer fällt zusammen zu denken, dass Allmacht Gottes und Hoffnung in Gott ihre Ergänzung finden und keine Gegensätze sind.
Damit es uns Menschen leichter fallen möge, beides zusammen zu denken, hat Gott es Weihnachten werden lassen. Er ist selbst armer und wehrloser, in Raum und Zeit winziger Mensch geworden. Damit kommt er uns Menschen so nahe wie niemals zuvor.
Wir können spüren: Allmacht Gottes und Hoffnung in Gott gehören in den (auch darüber hinaus perfekten) Plan Gottes für seine Schöpfung. Und nicht nur Weihnachten - auch Ostern und unsere Taufe gehören in diesen Plan Gottes.
Und siehe, es war sehr gut.
Gesegnete Feiertage, im Neuen Jahr Gott befohlen!
Ihr Pfarrer Malte Koopmann

Quelle: Gemeindebrief Hohenbruch-Brandenburg, Dezember 2022 - Februar 2023. Malte Koopmann