Evangelisch-reformierte Schlosskirchengemeinde Berlin-Köpenick

 

Das Kirchengebäude

 

Das Kirchengebäude der Evangelisch-reformierten Schlosskirchengemeinde Berlin-Köpenick ist die ehemalige Schlosskirche des Köpenicker Schlosses. In früheren Zeiten konnten in der Schlosskirche die Höflinge, aber auch die Hugenotten, die als Glaubensflüchtlinge nach Köpenick kamen, Gottesdienst halten.


Die Schlosskirche ist ein kuppelbekrönter Zentralbau mit Rundbogenfenstern. Sie erinnert somit an die Kirchenbauten der Hugenotten in Frankreich, die sogenannten „temples“. Erbaut wurde die Köpenicker Schlosskirche nach Entwürfen von Johann Arnold Nering (1659–1695) in den Jahren 1682–1685. Ihre Einweihung fand am 6. Januar 1685 statt.


Die äußere Gestalt der Kirche ist gekennzeichnet durch barocke ionische Pilaster. Diese werden über dem gestuften Traufgesims optisch über eine Attika fortgesetzt und schaffen die Basen für vier der sechs auf der Brüstung stehenden Statuen. Die Statuen sind aus Sandstein. Sie wurden von Balthasar Permoser (1651–1732) bei seinem Berlinaufenthalt 1704–1706 geschaffen. Es handelt sich um die vier Evangelisten, Moses und Aaron sowie Glaube und Liebe. Der Glaube ist gekennzeichnet durch das Buch und die Feder, die Liebe durch ein flammendes Herz und Palmblätter. Moses trägt die Gesetzestafeln. Aaron ist als Hohepriester markiert durch ein Rauchfass und ursprünglich auch mit dem (verloren gegangenen) Aaronstab.


Im Giebelfeld befindet sich ein Medaillon mit dem Kurhut und den Initialen C(hurfürst) F(riedrich). Der nachmals brandenburgische Kurfürst Friedrich III. (1657–1713), der sich 1701 zum ersten preußischen König krönte, ließ die Schlosskirche erbauen, als er als Kurprinz im Köpenicker Schloss lebte.


In der Innengestaltung der Schlosskirche lässt sich die ursprüngliche Funktion der Hofkirche in der Gestaltung ebenso erkennen wie die Ausrichtung der Kirche als reformiertes Gotteshaus. In reformierte Kirchen fehlen beispielsweise Bilder.


Die Schlosskirche ist in ihrem Inneren aufgrund ihrer Funktion als Hofkirche reich ausgestattet. Sie zeigt eine von Giovanni Caroveri gestaltete Stuckdecke, besitzt wandhohe, kannelierte Doppelpilaster mit Sandsteinsockeln und korinthischen Kapitellen, Gebälk mit Akanthusfries, Zahnschnitt und Eierstab. Der Fußboden ist aus rosa Naturstein. Im Altarraum gibt es auch grüne Steinplatten. Mehrere Logen sind vorhanden. Die Loge an der Nordseite war beheizbar. Sie wurde von der Prinzessin Henriette Marie genutzt. Henriette Marie von Brandenburg-Schwedt (1702–1782), die Witwe des Erbprinzen von Württemberg-Teck und Enkelin des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620–1688), wohnte von 1741–1782 im Köpenicker Schloss. Sie wurde im Gewölbe der Schlosskirche bestattet. Das Epitaph für Henriette Marie, das sich in der Schlosskirche befindet, ließ ihre einzige Tochter, Louise Friederike (1721–1791), die Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, anfertigen.


Das Wappen und die Büste von Elisabeth Henriette (1661–1683), der ersten Frau des nachmaligen Kurfürsten und Königs Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen sind im Innenraum der Kirche zu finden. Die Büste wurde vermutlich nicht für ihre Aufstellung in der Schlosskirche angefertigt, sondern fand hier ihre zweite Aufstellung. Indizien dafür finden sich in der Konzeption der Büste. Zum einen ist die Untersicht, die man hat, wenn man unter ihr steht, in der Gestaltung nicht berücksichtigt worden. Zum anderen ist sie sehr detailliert ausgeführt, was für diesen Standort nicht notwendig war. Die Büste stammt wahrscheinlich von Johann Michael Döbel (1635–1702). Sie steht auf einem Kartuschensockel und wird von zwei Putten gehalten. Ein dritter Putto trägt darüber den Kurhut.


Auch auf der Westempore sind Friedrich III./I. und seine Frau Elisabeth Henriette präsent. Hier befinden sich ihre beiden Wappen, gehalten von geflügelten Genien und Putten, bekrönt mit dem Kurhut. Auf der Empore befanden sich ursprünglich auch die Herrschaftssitze des Paares.


Die Kanzel mit ihrem Schalldeckel stammt aus dem späten 17. Jahrhundert. Sie steht im Mittelpunkt der Kirche. Die Predigt steht bei den Reformierten im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Hier zeigt sich sehr deutlich die Funktion der Kirche als reformiertes Gotteshaus. Die Kanzel hat die Form eines Messkelches. Sie ist aus Holz und teilvergoldet. Vergoldete Bibelverse zieren sie. Sie ist geschmückt mit Akanthusdekor, der obere Rand mit Volutenkonsolen und geflügelten Puttenköpfen. Der Schalldeckel ist mit einer großen Akanthusrosette ausgefüllt. Im Kanzeldeckel, dort, wo sonst ist christlichen Kirchen häufig der Heilige Geist abgebildet wird, befindet sich in der reformierten Köpenicker Schlosskirche eine Akanthusrosette.


Das Taufbecken stammt vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1873. Es handelt sich um Kunststein.


Das Orgelprospekt stammt aus dem Jahr 1846. Es wurde von Carl August Buchholz (1796–1884) geschaffen. Die Orgel ist von der Orgelbaufirma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt mit Sitz in Bad Liebenwerda gebaut worden. Sie umfasst 14 Register, 2 Manuale und 1 Pedal. Die Orgel besitzt 937 Pfeifen aus Holz und 30 Zungenpfeifen. Sie stammt aus dem Jahr 1987. Aus der alten Orgel von 1846 wurden nach ihrer Restaurierung dreieinhalb Register in die neue Orgel eingebaut. Auf der Orgel gibt es regelmäßig Konzerte.


Die beiden Messingleuchter, die in der Schlosskirche stehen, wurden der Kirche 1857 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. geschenkt. Zwei weitere Leuchter ließ die Gemeinde 2001 nachbauen.


Die Gruft der Schlosskirche ist vom linken Wirtschaftsflügel aus zugänglich. Dort ist die Prinzessin Henriette Marie bestattet worden. 1976 wurden der beschädigte Sarkophag und die mumifizierte Leiche der Prinzessin eingeäschert. Heute ist Henriette Marie in einer Urne in der Gruft beigesetzt. In den 1970er Jahren schloss man die Gruft. Sie ist heute nicht mehr zugänglich.

1973/74 wurde die Schlosskirche restauriert.