Französisch-reformierte Kirchengemeinde Groß-Ziethen
Das Kirchengebäude
Die Dorfkirche in Groß-Ziethen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist ein gotischer Feldsteinbau. Die Kirche besteht aus einem rechteckigen Schiff und einem eingezogenen, quadratischen Chor.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde die Kirche stark zerstört und zunächst nicht wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau erfolgte erst in der Zeit der Ansiedlung französischer Flüchtlinge in der Uckermark am Ende des 17. Jahrhunderts. 1717 wurde die Kirche wieder fertiggestellt. Der verbretterte westliche Dachturm mit seinem Zeltdach stammt auch aus dem Jahr
Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche restauriert und umfangreich im spätklassizistischen und neugotischen Stil umgebaut. Die ursprünglich rundbogigen Fenster und Portale der Kirche wurden vermauert. Die hineingebrochenen, backsteingefassten und mit farbigem Glas gestalteten Spitzbogenfenster entstanden während der Restaurierung im Jahr 1864.
Im Inneren der Kirche trennt ein rundbogiger Triumphbogen den quadratischen Chorraum vom rechteckigen Kirchenschiff ab. Der Bogen ist 1864 seitlich verbreitert worden, so dass er nun den Chorraum nicht mehr optisch trennt, sondern akzentuiert. An der linken Wand des Triumphbogens hängt eine Tafel mit den Zehn Geboten. Es handelt sich um eine Kopie. Das Original aus dem Jahr 1748 befindet sich heute aus Sicherheits- und konservatorischen Gründen im Hugenottenmuseum in der Französischen Kirche in Berlin.
Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt auch der spätklassizistische Kanzelaltar mit seinen seitlichen Aufgängen. Über dem Kanzelaltar hängt ein großes hölzernes Kreuz. Ursprünglich stand der Abendmahlstisch in der Mitte des Chorraums auf einer auch heute noch erhöhten Fläche. Um ihn herum konnte die Groß Ziethener Gemeinde auf Bänken Platz nehmen und Abendmahl abhalten. Die Erhöhung ist heute noch vorhanden, wird jedoch nicht mehr für die Abendmahlsgemeinschaft genutzt. Rechts und links im Chorraum befinden sich Logen, in denen einst die bedeutenden Einwohner Groß-Ziethens Platz nahmen. Der Abendmahlstisch und das Lesepult stehen heute vor der erhöhten Fläche im Chorraum, beinahe direkt unter dem Triumphbogen.
Um 1864 entstand die Westempore mit ihrem neugotischen Orgelprospekt. Die Orgel stammt von einem Eberswalder Orgelbauer. Sie ist momentan restaurierungsbedürfig.
Der Innenraum erstrahlt heute nach seiner Renovierung in Gelb mit roten und braunen Akzenten. Die Farbe ist abwaschbar, um die historische Grundsubstanz der Kirche nicht zu zerstören. Der Kanzelaltar, das Gestühl und die Westempore sind überwiegend in Grau gehalten.
Zwei Gedenktafeln erinnern an die Opfer des Befreiungskrieges und des Ersten Weltkrieges aus der Gemeinde Groß Ziethen.
Die im Westen gelegene neugotische Backsteinvorhalle mit ihrem Stufenfries am Giebel entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Jahreszahl, die sich an diesem Giebel befindet, verweist auf die Zeit des Wiederaufbaus der Kirche nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg. Den Giebel der Vorhalle bekrönt ein Kreuz.
Der verbretterte Turm im Westen stammt aus dem Jahr 1717. Ihn bekrönt eine Wetterfahne. Die ursprüngliche Fahne war verlorenen gegangen. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen erhielt die Kirche 2011 eine neue. Im Kirchturm hängen drei Gussstahlglocken. Sie wurden 1929 vom damaligen Pfarrer Traugott Doyé beschafft. Die ursprünglich vorhandenen Glocken aus Bronze mussten im Ersten Weltkrieg für die Munitionsherstellung abgeliefert werden.
Die Kirche von Groß Ziethen ist in den Jahren 2011 und 2012 renoviert worden. Dabei wurde zum Beispiel der Kirchturm statisch und konstruktiv instand gesetzt. Bei der Sanierung wurden die zwanzig Schallluken des Turms wieder an das historische Vorbild angepasst. Die Neueindeckung des Dachs des Turms und der Kirche erfolgte mit Biberschwanzziegeln. Diese ersetzten die Betondachsteine aus den 1970er Jahren. Das historische Traufgesims wurde rekonstruiert. Aber auch von innen erstrahlt die Kirche von Groß-Ziethen nun wieder in ihrer alten neuen Schönheit.